Marion Warden: Rede Plenum am 09.06.2016 zum FDP-Antrag

Marion WARDEN. MdL am 09.06.2016 im Plenum

Rede Plenum 09.06.2016

FDP – Antrag „Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesundheitsprävention und -förderung voranbringen – Benachteiligung von Jungen und Männern abbauen“
TOP 9

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mit dem vorliegenden Antrag der FDP-Fraktion „Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesundheitsprävention und -förderung voranbringen- Benachteiligung von Jungen und Männern abbauen“, greifen Sie, Frau Kollegin Schneider hat hierzu ja auch bereits ausgeführt, ein wichtiges gesundheitspolitisches Thema auf – nämlich die Notwendigkeit zur geschlechterdifferenzierten Gesundheitsprävention und Gesundheitsförderung.

Die Unterschiede im Bereich der Gesundheit zwischen den Geschlechtern sind bekanntermaßen erheblich. Und richtigerweise verweisen Sie in Ihrem Antrag auf die deutlich wahrnehmbare geringere Lebenserwartung von Männern – denn sie leben durchschnittlich 5 Jahre weniger als wir Frauen. Auch wenn sich dieser Abstand über die Jahre bereits von 7 auf 5 Jahre reduziert hat, ist er natürlich zu groß.

Viele Studien in den vergangenen 15 Jahren befassten sich bundesweit mit diesem Thema, so auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2014 oder auch die Männergesundheitsberichte der Stiftung „Männergesundheit“.

Die Berichte zeigen, dass das Thema „Männergesundheit“ zunehmend in das Blickfeld der öffentlichen Diskussion gelangt ist. Und das ist wichtig und richtig, denn die Ursachen, z.B. für die reduzierte Lebenserwartung, die Einflussgrößen bei der Beschreibung der gesundheitlichen Situation sind vielfältig. Sie liegen nicht nur im biologischen und somatischen Bereich, sondern wesentlich sind auch psychische, soziale und gesellschaftliche Faktoren und Prozesse, so nennt es auch der Bericht aus dem Jahre 2014.
Von einer höheren Säuglingssterblichkeit über einen höheren Anteil an Übergewicht, Zigaretten- und Alkoholkonsum, einem höheren Risiko an Krebs zu erkranken und vieles mehr. Auch berufliche Faktoren spielen hier eine Rolle. Hinzu kommt, dass Männer vergleichsweise seltener zum Arzt gehen oder Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen als Frauen. Auch das Bild von „Männlichkeit“ bzw. männlichem und weiblichem Rollenverhalten in unserer Gesellschaft muss in den weiteren Beratungen Beachtung finden.

Wir, als Koalitionsfraktion und die Landesregierung NRW sind uns diesen Herausforderungen einer geschlechtergerechten Gesundheitspolitik bewusst. Dabei beschränkt sich Gesundheitspolitik nicht ausschließlich auf Prävention sondern bezieht ausdrücklich alle gesundheitspolitischen Bereiche ein. So gab es bereits im Jahr 2000 den ersten geschlechterdifferenzierten Landesgesundheitsbericht, seitdem sind übrigens alle Berichte geschlechterdifferenziert.
Zahlreiche Präventionsmaßnahmen richten sich ausschließlich an Männer oder an Frauen, wieder andere haben unterschiedliche Ansätze für das weibliche und für das männliche Geschlecht. Die Landesregierung hat hierüber bereits in der Antwort aus Mai 2016 auf die „Kleine Anfrage“ der FDP vom April 2016, als vor gut einem Monat, und einer „Großen Anfrage“ der CDU aus August 2015, ausführlich Stellung bezogen. Deshalb erspare ich mir hier die Aufzählung der einzelnen Maßnahmen.

Wir werden heute der Überweisung Ihres Antrages an den zuständigen Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales zustimmen und ihn dort dann vertieft inhaltlich beraten. Vorweg möchte ich aber daran erinnern, dass wir in Nordrhein-Westfalen seit Anfang der 90er Jahre eine kontinuierliche Gesundheitsberichterstattung haben, zu deren wichtigstem Merkmal die geschlechtsspezifische Aufbereitung und Auswertung der maßgeblichen Datenquellen im Gesundheitsbereich gehört.

In Kürze erscheint der aktuelle Landesgesundheitsbericht 2015 mit ausführlichen landesspezifischen Analysen zu Krankheitsbelastungen und deren Ursachen bei Männern UND Frauen. Diese Ergebnisse können wir dann ja in unsere Ausschussberatung einfließen lassen.

Gestatten Sie mir aber noch eine Anmerkung zu Ihrem Antrag, ohne ihn inhaltlich bewerten zu wollen:
Ihr Antrag beinhaltet die Forderung, den Aufgabenbereich des „Kompetenzzentrums Frauen und Gesundheit“ um einen ganzheitlichen Genderaspekt zu erweitern. Gerade diese Einrichtung hat bereits in den Jahren 2000 bis 2006 die Strategie des Gender-Mainstreaming verfolgt. Unter ihrer Regierungszeit haben Sie dann die Arbeit dieser Einrichtung eingestellt! Es freut mich, dass Sie die Arbeit dieser Einrichtung heute nicht nur schätzen sondern erweitert sehen möchten.

Gender-Mainstreaming ist der geeignete Ansatz um den Bedürfnissen von Jungen und Männern sowie Mädchen und Frauen gerechter zu werden und für beide Geschlechter geeignete Präventionsmaßnahmen zu erarbeiten.

Von daher freue ich mich auf unsere weiteren Beratungen im Ausschuss.

Der Überweisung stimmen wir natürlich zu.