Die Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung in der Wandelhalle des Landtags. Sie wurde nun offiziell eröffnet und richtet sich besonders an junge Menschen. Ihr Titel: „Was damals Recht war… Soldaten und Zivilisten vor den Gerichten der Wehrmacht“.
Eines der Opfer war Franz Fellner. Landtagspräsidentin Carina Gödecke zitierte während der Ausstellungseröffnung im Beisein von Vizepräsident Oliver Keymis aus dem Abschiedsbrief des jungen Matrosen:
„Liebe Hilde, für Dich will ich eigens einige Zeilen schreiben. Du standest mir immer am nahesten. Mein letzter Wunsch wäre, dass Du, solange der Pap lebt, zuhause bleibst. Kümmere Dich ein wenig um den Seppel, bis er einmal selbst sich helfen kann. (…) Liebe Hilde, ich gebe diesen Brief erst ab, wenn mein Gnadengesuch abgelehnt worden ist. Wenn Euch dieser Brief erreicht, bin ich nicht mehr. Also lebt wohl, und Du, liebe Schwester, wirst mich nicht vergessen, ja? Dein Bruder Franz.“
Franz Fellner wurde 1941 wegen zweifacher Fahnenflucht von einem Marinegericht zum Tode verurteilt. „Sein Gnadengesuch, das Todesurteil in eine Freiheitsstrafe umzuwandeln, wurde abgelehnt“, berichtete Gödecke.
Insgesamt verloren Zehntausende deutscher Soldaten und Zivilisten in nahezu ganz Europa ihr Leben durch die Urteile der Wehrmachtsgerichte – entweder unmittelbar durch Hinrichtungen oder mittelbar durch bewusste Versetzung in Strafeinheiten an aussichtslose Frontzonen“, sagte die Landtagspräsidentin. Die Ausstellung zeichne beispielhaft die Lebenswege von 14 Opfern nach. Sie zeige aber auch die Täter: Militärrichter, deren Karrieren nach 1945 teilweise bis in höchste Staatsämter geführt hätten.
Damit wir uns des hohen Wertes und Gutes unserer Demokratie bewusst bleiben, müssen wir die Erinnerung und die immer neue Auseinandersetzung mit unserer Geschichte aktiv wachhalten“, sagte Gödecke. Dazu leiste die Ausstellung einen wichtigen Beitrag. Sie schaffe Lernorte, an denen sich überwiegend junge Menschen mit deutscher Geschichte auseinandersetzen sollen. Die Präsidentin dankte der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, die Führungen speziell für Schülergruppen anbietet.
Wehrmachtsgerichte waren ein Teil des nationalsozialistischen Unrechtsstaates“, sagte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty, „die Opfer gehörten lange zu den Vergessenen.“ Auch nach dem Krieg seien sie vielfach als „Drückeberger“, „Feiglinge“ und „Verräter“ ausgegrenzt worden: „Rehabilitation und materielle Entschädigung blieben ihnen lange versagt.“ Erst in den 1980er-Jahren habe eine Aufarbeitung dieses Themas eingesetzt.
Bei der Wanderausstellung handelt es sich um ein Projekt der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“. Stiftungsdirektor Uwe Neumärker führte in die Konzeption der Ausstellung ein. Sie sei ein „erinnerungspolitisches Signal“.
Die Ausstellung ist noch bis 12. Februar 2017 in der Wandelhalle des Landtags zu sehen, wochentags von 9 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es wird um vorherige Anmeldung gebeten unter Tel.: 0211-884 2129 oder per E-Mail: veranstaltungen@nulllandtag.nrw.de.
Die Führungen der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf für Einzelbesucher finden am 19. und 28. Januar sowie am 1. Februar 2017 jeweils ab 17 Uhr statt.
Führungen für Schulklassen (ab Klasse 10) nach Vereinbarung.
Anmeldungen für alle Führungen unter: ausstellung@nulllandtag.nrw.de.
Die Rede der Präsidentin finden Sie hier.